Hotellerie verändert sich nachhaltig

Ein Experts-Projekt von Motel One und Zollikofer

Pfleiderer im Gespräch mit Verena Ferner und Stefan Zollikofer

Pfleiderer: Frau Ferner, Sie sind Group CR und Sustainability Managerin bei Motel One. Können Sie uns einen Einblick in die Bedeutung des Themas in Ihrem Unternehmen geben?

Verena Ferner: Für Motel One ist verantwortungsbewusstes, unternehmerisches Handeln einer der Pfeiler unseres Selbstverständnisses und fest in unserer Unternehmensvision verankert. Im Rahmen unseres Programms „One Planet. One Future.“ haben wir uns verpflichtet, die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bestmöglich zu unterstützen und unseren Beitrag zu deren Erreichung zu leisten. 

Pfleiderer: Was bedeutet das konkret, wie bringt Motel One Nachhaltigkeit mit seinem Geschäft in Einklang?

Verena Ferner: Vereinfacht gesagt: Wo immer es geht! In der Motel One Group zeichnen 18 Kolleginnen und Kollegen für Nachhaltigkeitsthemen in ihren jeweiligen Fachbereichen verantwortlich. So analysieren wir kontinuierlich alle Prozesse von Motel One kritisch im Hinblick auf ihre Relevanz für Nachhaltigkeit. Auf dieser Grundlage entwickeln und setzen wir konkrete Maßnahmen um. Das beginnt bei Entscheidungen wie dem Einsatz von Ökostrom sowie der Auswahl von Bio- und Fairtrade-Produkten beim Frühstücksbuffet, umfasst aber auch Themen wie die Vermeidung von Mikroplastik bei der Kosmetik in den Gästezimmern. Und es reicht bis in gängige, international anerkannte Zertifizierungsstandards wie BREEAM, DGNB und LEED® für unsere Gebäude oder OEKO-TEX®- und Cradle-to-cradle-zertifizierte Produkte für die Zimmerausstattung. 

Pfleiderer: Beim ReDesign des Motel One München-Deutsches Museum ist Motel One in puncto Nachhaltigkeit noch einen Schritt weiter gegangen. Was genau zeichnet dieses Projekt aus?

Verena Ferner: Beim ReDesign des Motel One München-Deutsches Museum war es unser Ziel, die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft optimal auszunutzen. Es ist als Pilotprojekt gestartet, bei dem wir einen möglichst hohen Anteil der Werkstoffe, die beim ReDesign erneuert bzw. ersetzt werden, stofflich verwerten wollen. Wir versuchen bereits, durch zeitlose Gestaltung und hohe Qualität die Nutzungszyklen der Innenausstattung so lang wie es geht auszuweiten. Aber am Ende des Zyklus steht immer ein ReDesign. Die Möglichkeit, den ausrangierten Möbeln und Innenausbauten dann einen weiteren Lebenszyklus geben zu können, ist daher für uns ein wichtiger Bestandteil von nachhaltigem Denken. 

Pfleiderer: Herr Zollikofer, Sie betreiben einen Betrieb, der auf Aufbereitung, Verwertung, Lagerung und Transport von Biomasse der Holzwerkstoffindustrie spezialisiert ist. Welche Rolle haben Sie beim ReDesign des Motel One in München gespielt?

Stefan Zollikofer: Wir bieten ein umfangreiches Spektrum an Produkten und Dienstleistungen für Holzlogistik und Holzaufbereitung, d.h. wir sind Lieferant und Entsorgungspartner in einem. Bei Post-Consumer-Material – also Holz, das bereits als im Rahmen von z.B. Möbeln oder Innenausbauten genutzt wurde – steht bei uns die stoffliche Verwertung im Fokus. Das heißt, wir verfügen über Aufbereitungstechnik, mit der ein hoher Anteil der Möbel und Innenausbauten aus dem Motel One in München wieder zu Spänen und damit letztlich zu neuen Holzwerkstoffen verarbeitet werden kann, zum Beispiel durch Pfleiderer.

Pfleiderer: Und Pfleiderer ist auch am Zustandekommen dieser Zusammenarbeit beteiligt, richtig?

Stefan Zollikofer: Ja! Als Lieferant von Rohstoffen für die Holzwerkstoffproduktion ist die Firma Pfleiderer einer unserer wichtigsten Abnehmer. Diese Verbindung hat ein Pfleiderer Architektenberater im Gespräch mit der Motel One Group angesprochen, als es um das Thema Kreislaufwirtschaft ging. 

Verena Ferner: Für uns wurde schnell klar: Mit Zollikofer haben wir einen Partner, mit dessen Unterstützung wir die linearen Materialflüsse aufbrechen können, die in der Bauwirtschaft in vielen Fällen noch üblich sind. Echtes Recycling heißt aber genau das, was Zollikofer ermöglicht: Stoffliche Wiederverwertung von Material, das dadurch länger im Kreislauf bleibt. Für FF+E, so bezeichnen wir Furniture, Fixtures und Equipment, also das gesamte Interior Design im Hotelzimmer, ist das ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu noch mehr Nachhaltigkeit. Und bei den Holzwerkstoffen haben wir gemeinsam mit Zollikofer bereits viel erreicht. Parallel dazu führen wir ähnlich gelagerte Pilotprojekte für Teppich und Armaturen durch, um auch hier die Möglichkeiten auszuloten – und unseren Anspruch immer besser in die Tat umzusetzen. 

Pfleiderer: Wer ist die treibende Kraft hinter diesen Bestrebungen? Oder konkreter gefragt: Machen Sie die Erfahrung, dass auch Ihre Kunden Wert auf Kreislaufwirtschaft legen?

Verena Ferner: Motel One verfolgt das Thema Nachhaltigkeit schon seit vielen Jahren aus eigenem Antrieb heraus. Wir haben schon verstärkt Anfragen von Corporate-Kunden, die Nachhaltigkeitsfaktoren von Motel One für ihre eigenen Nachhaltigkeits-Audits abfragen. Aber Zirkularität spielt dabei tatsächlich noch keine große Rolle. Da stehen eher operative Maßnahmen oder Klimaschutz im Fokus. Aber uns ist klar, dass wir uns heute zum Beispiel um die Einbindung von Kreislaufwirtschaft und die Zertifizierung von Gebäuden kümmern müssen. Zum einen, um den regulatorischen Anforderungen von morgen gerecht zu werden. Und zum anderen, um die Entwicklung der Branche mitzuprägen und unseren Vorsprung als Nachhaltigkeits-Champion auszubauen.

Pfleiderer: Können Sie bitte beschreiben, wie die Zusammenarbeit von Zollikofer und Motel One im Einzelnen abgelaufen ist?

Stefan Zollikofer: Da wir in der Regel mit der Holzwerkstoffindustrie und Entsorgern zu tun haben, waren wir natürlich gespannt, wie sich die Zusammenarbeit mit Motel One anlässt. Zu Beginn haben wir vor Ort eine Sichtprüfung durchgeführt. So konnten wir einschätzen, mit welchen Materialqualitäten und -mengen wir es zu tun haben. Dann haben wir gemeinsam mit Motel One und dem ausführenden Unternehmen festgelegt, welche Elemente für die Aufbereitung geeignet sind. Anschließend haben wir – genau wie bei allen anderen Kunden – regelmäßig per Container das Material abgeholt.

Verena Ferner: Mit dem Ausbau haben wir das gleiche Unternehmen beauftragt, das anschließend auch den erneuten Innenausbau durchgeführt hat. Das heißt, die Mitarbeitenden vor Ort kannten sich bestens aus. Das war sowohl für die Zusammenarbeit mit der Firma Zollikofer als auch für uns von Vorteil. Denn das ReDesign erfolgte etagenweise im laufenden Betrieb. Die Störungen für die Gäste mussten dazu auf ein Minimum reduziert werden. Dazu hatten wir einen Planungsvorlauf von sechs Monaten, die Renovierung fand zwischen dem 18.12.2023 und dem 29.04.2024 statt. Rückblickend sind wir uns einig, dass die Maßnahme ein voller Erfolg war!

Pfleiderer: Ist es Ihnen möglich, auch ökologisch eine Bilanz zu ziehen?

Stefan Zollikofer: Wir haben 120 Tonnen Material übernommen, die ansonsten mit großer Wahrscheinlichkeit thermisch verwertet worden wären. Zur Einordnung: In Deutschland gilt die Altholzverordnung. Sie regelt, welche Altholzklassen stofflich verwertet werden dürfen. Somit ist eindeutig geregelt, welches Recycling-Holz für den Gebrauch in die stoffliche Verwertung möglich ist. Das heißt, der Ansatz von Motel One ist genau der richtige. Lineare Ketten aufbrechen, in Kreislaufwirtschaft denken und damit die Quote erhöhen. Idealerweise wird das von uns aufbereitete Material dann von Kunden wie Pfleiderer übernommen, die es mit intelligenten Verfahren weiter reinigen und von Störstoffen befreien – und damit erneut Holzwerkstoffe höchster Qualität in den Kreislauf geben.

Pfleiderer: Frau Ferner, Herr Zollikofer, wir danken Ihnen für das Gespräch!

STECKBRIEF VERENA FERNER / STEFAN ZOLLIKOFER

Beruf       Group CR & Sustainability Manager 
Motto“Um eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren müssen Lieferanten und Kunden eng zusammenarbeiten, gemeinsam neue Lösungen suchen und an manchen Stellen die Rollen vertauschen, um Produkten einen zweiten Lebenszyklus zu ermöglichen.“
Beruf       Geschäftsführer
Motto"Kreislaufwirtschaft mit all ihren Facetten ist unsere Stärke, und wir bilden die komplette Kette ab.“

Die Fakten zum Projekt

Projekt: Hotel Motel One München – Deutsches Museum
Bauherr:Motel One GmbH, München
Produkt:Duropal HPL, Duropal Verbundelement P2
Recycling-Partner:Zollikofer GmbH & Co. KG, Bad Wurzach
Planung:6/2023 – 12/2023
Durchführung:12/2023 – 4/2024

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