Holzhäuser mit Reinheitsgebot

Ein Experts-Projekt der Friedl Holzbau Gmbh

Pfleiderer im Gespräch mit Herrn Richard Schinagl Jr.

Pfleiderer: Herr Schinagl, was müssen wir uns unter einem Holzwerthaus vorstellen?

Richard Schinagl: Ein Friedl Holzwerthaus ist unsere Antwort auf die Frage, wie man ein Holzfertighaus besser macht. Das beginnt schon beim Namen. Denn fast alle modernen Holzhäuser, die bei uns im Süden der Republik üblich sind, entstehen in Holzständer- oder Holztafelbauweise. Weil die Elemente vorgefertigt sind, sind sie damit im Wortsinn natürlich Fertighäuser. Aber bei dem Begriff „Fertighaus“ denken manche intuitiv an „Fertigpizza“, also eher an nicht ganz so hochwertige Massenprodukte – und da wollen wir uns richtig positionieren.

Pfleiderer: Beschreiben Sie bitte Ihre Philosophie.

Richard Schinagl: Zunächst ist uns wichtig zu betonen, dass wir gerade keine Typenhäuser von der Stange bauen. Das heißt, bei uns bekommen Kunden immer ein individuell geplantes Haus, bei dem sie selbst Einfluss auf die Geometrie und die Raumaufteilung nehmen können. Im Hintergrund greifen wir dafür natürlich auch auf standardisierte Module zurück, die uns aber in der Zusammenstellung ein hohes Maß an Flexibilität eröffnen. So können wir die wirtschaftlichen Vorteile der Systembauweise bestmöglich mit den Wünschen unserer Bauherren überein bringen. Für uns resultiert das in einer intensiven Planungs- und Beratungsphase für jedes der ca. 30 Häuser, die wir im Jahr umsetzen.

Pfleiderer: Das alles könnten Sie sicher auch mit anderen Baustoffen machen. Warum Holz?

Richard Schinagl: Ganz einfach: Es passt perfekt zu unserer Qualitätsphilosophie. Wer heute mit uns ein Haus baut, legt größten Wert auf Ökologie und Wohngesundheit. Das geht am besten mit Holz. Wir haben das als Chance begriffen, uns im Wettbewerb zu profilieren – und in der Folge nach und nach unsere Werkstoffe auf die wohngesündesten und nachhaltigsten Alternativen umgestellt.

Zum Beispiel unsere Wandaufbauten: Wo früher noch OSB und Mineralwolldämmung sowie hochverdichtetes Polystyrol zum Einsatz kamen, haben wir nach und nach den Holzanteil konsequent erhöht: Erst haben wir das Polystyrol an der Fassade durch eine Holzweichfaserplatte ersetzt. Bedingt durch die Anforderungen an den Wärmeschutz brauchten wir damit aber auch ein dickeres Gefach. So ist die Stärke der Wandständer in dem Zug gleichzeitig von 16 auf 24 cm angewachsen. Weiterhin haben wir aus Gründen der Wohngesundheit die OSB-Platten gegen LivingBoard von Pfleiderer getauscht. Anschließend sind wir von der Mineralwolldämmung in den Gefachen auf eine Isofloc-Einblasdämmung umgestiegen. Aber nicht mit Zellulosefasern, d.h. deren Standardprodukt, sondern mit Holzfasern. Da waren wir quasi Pioniere in der erstmaligen Anwendung der Einblasmaschine mit dem losen Holzfaserdämmstoff und es hat etwas gedauert, bis alles reibungslos lief. Aber jetzt erzielen wir damit neben der gewünschten Wärmedämmung auch noch einen besseren Schallschutz.

So besteht unsere Wand heute fast zu 100 % aus natürlichen, wohngesunden Materialien – das meiste davon Holz. Sogar für die nässegefährdeten Bereiche wie Gebäudesockel und Fensteranschlüsse haben wir eine natürliche Lösung gefunden, nämlich Spezialdämmplatten aus Kork.

Pfleiderer: Ganz schön viel Aufwand, dafür dass man es der Wand gar nicht ansieht, oder?

Richard Schinagl: Ja, aber das ist eben unsere Einstellung bzw. unser Wesen. Wir entwickeln so lange, bis wir selbst vollauf zufrieden sind. Das hält dann eine Zeit vor – und dann kommt die nächste Phase, wo es noch besser werden muss. Dieser eigene Hang zum Perfektionismus macht einem das Leben natürlich nicht immer leicht, insbesondere in einem Branchenumfeld, das vergleichsweise eher etwas rauer gestrickt ist. Aber das ist eben der Preis unseres selbst auferlegten „Reinheitsgebots“ [grinst].

Dass unsere bis ins Detail optimierten Wände anschließend in den meisten Fällen voll überputzt werden, ist aus Marketing-Sicht natürlich ungünstig. Damit man dem Haus die wertige Natürlichkeit dennoch auf den ersten Blick ansieht, greifen wir auf Holz-Alu-Fenster und teilweise Fassadenzierelemente aus Holz zurück, die komplementieren dann nach außen sichtbar das nachhaltige Innenleben.

Pfleiderer: Wie muss man sich die Herstellung der eben beschriebenen Wand vorstellen?

Richard Schinagl: Wir arbeiten im positivsten Sinne des Wortes industriell. Die Planung erfolgt voll digital, in der Umsetzung nutzen wir einen hochmodernen Maschinenpark und klar definierte Prozesse, um höchste Präzision zu erzielen. Die Module werden in unserem Betrieb vorgefertigt und auf der Baustelle montiert. So sorgen wir zum einen dafür, dass die Wünsche unserer Kunden exakt umgesetzt werden. Und zum anderen macht der hohe Technisierungsgrad die Herstellung auch aus Kostensicht effizienter. Denn sowohl die Ökologie als auch die Digitalisierung sind zwar faszinierend, dürfen aber meiner Ansicht nach nicht zum Selbstzweck werden. Für unsere Kunden – und auch für uns – muss der daraus entstehende Gegenwert stimmen. Also das ganze Paket von Komfort und Ästhetik über Wohngesundheit und Nachhaltigkeit bis zur Langlebigkeit!

Pfleiderer: Als vergleichsweise kleines Unternehmen mit hohem Individualisierungsgrad setzt Friedl dennoch Musterhäuser ein. Warum?

Richard Schinagl: Wir bauen Häuser für Menschen und wir Menschen sind doch alles Wesen aus Fleisch und Blut und kommunizieren über unsere fünf Sinne. Da braucht man einfach etwas Greifbares zum Anfassen und Spüren. Im Gegensatz zum landläufigen Verständnis sind unsere Musterhäuser aber keine Typenhäuser, die es so und nur genau so zu kaufen gibt, sondern es sind einfach Anschauungsobjekte, die beispielhaft zeigen sollen, was ein FRIEDL Holzwerthaus qualitativ ausmacht.

Außerdem haben wir beim Musterhaus die Möglichkeit, selbst neue Systeme unter realen Bedingungen zu erproben – ohne Risiko für unsere Kunden. Deshalb haben wir nach jetzt 9 Jahren wieder ein neues Musterhaus gebaut – obwohl das alte in vielerlei Hinsicht noch völlig okay ist. In unserem neuen Haus haben wir neben den neuen Wandaufbauten auch das Thema Energieversorgung in den Fokus genommen. Mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe und Photovoltaik bieten wir eine zukunftssichere Heizungslösung, die ohne fossile Brennstoffe auskommt. Außerdem haben wir die sogenannte Klimadecke der BayWa eingesetzt und sammeln jetzt damit Erfahrungen. Das ist ein vorgefertigtes System, das an der Raumdecke installiert wird und die Räume je nach Bedarf heizt oder kühlt.

Die Vorteile für die Bewohner liegen dabei auf der Hand. Aber auch für uns steckt darin wieder eine Möglichkeit, unsere Häuser noch etwas schlauer zu bauen. Parallel dazu nutzen wir die Gelegenheit, um erstmalig einen Trockenestrich zu testen. Wenn sich diese beiden Systeme bewähren – wovon ich ausgehe – können wir Energieeffizienz und Komfort verbessern und die Bauzeit verkürzen, weil wir beim Estrich die Trocknungsphase einsparen. Das sind Weiterentwicklungen genau nach meinem Geschmack!

Pfleiderer: Sind Friedl Holzwerthäuser dank all dieser Entwicklungen auch schneller fertig?

Richard Schinagl: Im Prinzip schon. Vom Anfang der Entwurfsplanung bis zur Bezugsfertigkeit des Hauses rechnen wir mit einem Dreiviertel- bis ganzen Jahr gesamter Entwicklungszeit, mit einer reinen Bauzeit auf dem Grundstück von drei bis vier Monaten. Wobei wir die Bauzeit durch den bereits erwähnten Trockenestrich gegebenenfalls noch weiter verkürzen können.

Und in unserem Musterhaus haben wir erstmalig auch einen kompletten Raum, das Kinderbadezimmer, als dreidimensionale Raumzelle komplett mit allen Installationen, Fliesen und fix und fertigen Oberflächen vorgefertigt und dieses Raummodul aus der Werkstatt dann zusammen mit den restlichen Fertigelementen des Hauses montiert. Das spart natürlich Zeit und hilft uns, die Tätigkeiten im Betrieb noch besser kontrollieren zu können.

Hinzu kommt, dass viele unserer Häuser – speziell die in ländlichen Lagen, wo Platz kein Thema ist – mittlerweile ohne Keller ausgeführt werden. Da die Haustechnik immer kompakter wird, ist das für uns wieder eine Möglichkeit, die Baukosten zu drücken, ohne dass dem Bauherrn unliebsame Kompromisse entstehen. Sie sehen, unsere Philosophie strebt immer danach, möglichst alle Faktoren zu optimieren und perfekt in Einklang zu bringen: Ästhetik, Wohngesundheit, Nachhaltigkeit und – last but not least – ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Erst wenn das alles stimmt, sind wir zufrieden – und das Zuhause unserer Kunden ist ein echtes Friedl Holzwerthaus!

Pfleiderer: Herr Schinagl, wir danken Ihnen für das Gespräch!

STECKBRIEF RICHARD SCHINAGL JR.

BerufBauingenieur & Geschäftsführer
MottoLeben und leben lassen, die besten Lösungen entstehen im freien Wettbewerb.

Die Fakten zum Projekt

Projekt: Musterhaus Friedl Holzbau GmbH
Johannesstraße 1
84101 Obersüßbach
Produkt:

LivingBoard Face Contiprotect P5

StyleBoard MDF.RHW

Einsatzbereich:Holzrahmenbau in Wand & Decke
Ausführung:FRIEDL Holzbau GmbH
Johannesstraße 1 – Niedersüßbach
84101 Obersüßbach
Bauherr:           FRIEDL Holzbau GmbH
Johannesstraße 1 – Niedersüßbach
84101 Obersüßbach
Fertigstellung:

September 2023

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