„Es ist eigentlich ganz einfach: Trends entstehen durch die Lebensweise der Menschen.“ Für Christiane Gebert, die Leiterin der Design- und Entwicklungsabteilung bei Pfleiderer, ist die Entstehung von Dekoren eine logische Folge von gesellschaftlichen Veränderungen: „Individualität, Mobilität, demographischer Wandel – das Alltagsleben der Menschen führt zu langfristigen, globalen gesellschaftlichen Strömungen. Und das Leben der Menschen hat Einfluss auf das Design.“ Megatrends entwickeln sich über Jahrzehnte und naturgemäß langsam. „Allerdings“, so Christiane Gebert,“ ist ein neuer Einflussfaktor hinzugekommen, der einzelne Trends beschleunigt oder verstärkt: die Pandemie.“

Die Kunst für ein Unternehmen wie Pfleiderer besteht darin, Trends frühzeitig zu erkennen und sie dann in ein Spektrum an Dekoren zu übersetzen, mit dem man alle Zielgruppen und alle Anwendungen erreicht. Der Holzwerkstoffspezialist hat fünf Trendthemen definiert und diese bei der Entwicklung der Dekorneuheiten zugrunde gelegt. Dabei ist er zurückhaltend: „Wir stellen in diesem Jahr ungefähr ein Drittel weniger Neuheiten vor als sonst. Das liegt daran, dass wir bereits sehr breit aufgestellt und unsere Kunden bei neuen Platzierungen zurückhaltender sind. Viele Themen sind schon lange erfolgreich im Markt, sodass wir eher auf Besonderheiten gesetzt und Lücken geschlossen haben.“

Der Einfluss der Pandemie auf das Wohnen

„New Urban Life“ ist eines der gesellschaft - lichen Themen, die den Dekorentwicklungen zugrunde liegen. Wohnflächen in der Stadt müssen viele Funktionen auf engem Raum ermöglichen. Räume zu organisieren, ist wichtiger denn je. Durch die Pandemie ist ein neuer Aspekt hinzugekommen: „Im öffentlichen Raum wird mehr auf Sicherheit und Gliederung geachtet. Gleiches gilt für Arbeitsplätze, den öffentlichen Personennahverkehr und den Einzelhandel.“ Räume zu ordnen ist der Kern des zweiten Themas „Reduce To The Max“: „Wir besinnen uns auf das Wesentliche, entrümpeln, reduzieren und vereinfachen so das Leben“, so Christiane Gebert. In Zeiten, die als unsicher empfunden werden, suchen Menschen nach Geborgenheit, Wärme und Sicherheit. Sie ziehen sich in die vertraute Umgebung zurück. Dies spiegelt sich in den beiden Themen „Heimat“ und „Sense & Sensibility“ wider. Zuhause zu genießen und das Zuhause für Familie und enge Freunde zu öffnen ist sehr wichtig. Gleichzeitig wird „Heimat“ wieder wichtiger – und zwar „nicht im Sinne von Patriotismus, sondern als Ausdruck von Entschleunigung und Achtsamkeit“, wie Gebert betont. Der Verzehr regionaler Lebensmittel und die Verwendung traditioneller Materialien sind Ausdruck dieses Trends. Und mit „Zurück in die Zukunft“ wird schon einmal optimistisch in die Post-Corona-Zeit geschaut: Eine neue Leichtigkeit und der Wunsch nach einem Tapetenwechsel setzen sich durch. Nach der Parole „zu Hause auffrischen“ sorgen ein unkonventioneller Stilmix sowie frische Farben und Materialien für eine lockere, fröhliche Atmosphäre.

Materialmix bei allen Trendthemen

„In allen Wohnstilen spielt Materialmix eine große Rolle. Besonders Metalldekore setzen hier momentan Akzente. So haben wir diverse Perlmuttdekore entwickelt, die durch unsere neue geschliffene Metallstruktur ‚Steel‘ perfekt in Szene gesetzt werden.“ Das Thema „Heimat“ etwa drückt sich in warmen, wohnlichen Materialien, vornehmlich in ausdrucksstarken Hölzern und Handwerkskunst aus. Zu „Sense & Sensibility“ passt die helle, geplankte „Maryland Oak“ sowie das flächige Steindekor „Jupiter Sand“, das mit seinem sandfarbenen Untergrund ein warmes, behagliches Ambiente schafft. Für „Reduce to the Max“ stehen unter anderem die neuen Holzdekore „Aberdeen“ hell und dunkel, streifige Eichendekore, die für eine puristische Gestaltung besonders geeignet sind. „Eigentlich sieht es ganz einfach aus“, so Christiane Gebert. Doch die neuen Dekore von Pfleiderer sind das Ergebnis eines langen Prozesses. „Das ist das Spannende in unserem Metier. Wir gestalten eben nicht nur Oberflächen, sondern sind, wie alle guten Designer, gleichzeitig Soziologen, Zukunftsforscher und zu einem kleinen Teil auch Hellseher.

Artikel stammt aus BM_2022-003